Abessinier: Farbschönheit im Rasseporträt

Abessinier beeindrucken nicht nur durch ihre ganz besondere Fellfarbe. Die Katzen täuschen mit ihrem Namen auch über ihre echte Herkunft hinweg.

Abessinier
Ja, das Fell der Abessinier ist genauso flauschig, wie es aussieht. ©anobis/iStock
• Der Name der Abessinier ist eine kleine Lüge.
• Die Katze ist intelligent, verspielt und freundlich.
• Ihre Stimme ist besonders liebenswert.

Abessinier … Das ist schon ein seltsamer Name, oder? Nicht nur eine bekannte Pferderasse erhielt ihren Namen vom ehemaligen Königreich in Ostafrika. Abessinien, das Land im heutigen Äthiopien, war auch Namensgeber einer besonderen Katzenrasse: der Abessinierkatze.

Allerdings täuscht der Name, denn die hier beschriebene Samtpfote stammt gar nicht von dort. Sie ist vielmehr durch und durch Asiatin.

Wie man dieser Tatsache auf die Spur kam, was „Ticking“ bedeutet und weitere Besonderheiten über die Abessinierkatze erfährst Du genau hier.   

Woher kommt die Abessinier?

Durch die moderne Gentechnik wurde festgestellt, dass die Abessinierkatze nicht aus Ostafrika stammt. Bestimmte Gensequenzen deuten auf eine Herkunft rund um die Küsten des Indischen Ozeans hin: Ihre wahre Heimat lag somit in Indien, Sri Lanka, Thailand und Malaysia.

Schon im 19. Jahrhundert wurden Katzen, die den Abessiniern ähnelten, in England porträtiert. In einem namhaften britischen Katzenjournal veröffentlicht, wurden sie damals noch nicht als Abessinier, sondern als Asiatische Katzen bezeichnet.

Ihr Weg von Asien – vermutlich über die Häfen Ostafrikas – nach Europa ist heute nicht mehr genau nachvollziehbar, doch wahrscheinlich schafften sie die Reise nach Großbritannien mit den britischen Truppen während der Kolonialkriege.

Einmal in der Hochburg der Stubentiger – dem Vereinigten Königreich – angekommen, wurde sie ab dem 19. Jahrhundert systematisch gezüchtet. Die besondere Färbung (auch Agouti genannt) galt als chic. Die High Society versuchte deshalb, sich mit den Exoten umgeben, um Weltgewandtheit zu demonstrieren.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Abessinierkatze offiziell als eigenständige Rasse anerkannt. Leider vermehrte sich diese Katze nicht besonders gut. Während der Weltkriege verringerten sich die Bestände zudem stark. Eine Katze wirft zudem meist nur ein bis zwei, sehr selten bis zu vier Junge. Deshalb gehört diese Rasse zu den weniger bekannten und eher seltenen Katzenrassen.

Abessinier Katze
Große Ohren und ein wundervolles Gesicht sind charakteristisch für die Abessinier. ©anobis/iStock

Wie sieht die Abessinier aus?

Wenn Du Dir das Bild eines Pumas in Miniaturform vorstellst, hast Du eine gute Idee von einer Abessinierkatze. Sie wirkt elegant und strahlt eine gewisse Souveränität aus.

Der Körper

Abessinier sind schlank, haben einen langen Schwanz und außergewöhnlich lange Beine. Dies gibt ihnen ein muskulöses und kräftiges Aussehen und verleiht ihnen einen dynamischen Gesamteindruck.

Das Fell

Die Fellfarbe

Die Abessinierkatze konnte sich vor allem aufgrund ihrer besonderen Fellfärbung als beliebte Zuchtkatze durchsetzen. Das sogenannte Ticking liefert die unterschiedlichsten Farbvarianten. Darunter versteht man eine Bänderung des kurzen Haares: Das Einzelhaar im Fell besitzt also nicht nur eine Farbe, sondern zwei bis vier verschiedene Farben, wobei die Haarspitzen am dunkelsten sind. Dadurch ergeben sich großartige Farbspiele und -effekte am Fell. Diese Farbspiele werden in der Fachsprache Agouti genannt. 

Das Ticking der Einzelhaare ist am deutlichsten am Kopf, Rücken und Schwanz und teilweise auch an den Beinen ausgeprägt. Der Rest des Körpers bleibt meist einfarbig. Viele Katzen tragen entlang des Rückgrates einen dunklen Aalstrich im Fell. Zusätzlich kann sich ein sogenannter Sohlstreifen von den Hinterbeinen bis zur Ferse zeigen.

Das Ticking lässt bei dieser Katze jedoch auf sich warten. In einem neuen Wurf suchst Du vergeblich danach. Ungefähr ab der sechsten Woche (nicht früher) zeigt das eine oder andere Kitten ein beginnendes Agouti im Fell. Erst wenn die Katze etwa zwei Jahre alt ist, erreicht das Ticking mit seinen Farben seine volle Ausprägung. Der Grund dafür ist die nach und nach stattfindende Einlagerung von Melanin ins Haar. Das ist das verantwortliche Farbpigment, das auch uns Menschen bei Sonneneinwirkung eine dunklere Haut verleiht.

Farbvarianten des Tickings

Es gibt verschiedene Arten des Tickings. Man unterscheidet:

  • Wild
    Dieses Ticking kommt der ursprünglichen Abessinierkatze am nächsten, es handelt sich um warme Orange- bis Brauntöne mit schwarzer Bänderung. Aus dieser Wildfärbung sind die anderen Farben entstanden.
  • Sorrel
    Diese auch „Cinnamon and Red“ genannte Färbung besitzt neben der rotbraunen Farbe ein schokobraunes Ticking. Die verdünnte Farbvariante von Sorrel wird als Fawn bezeichnet.
  • Blau
    Hier handelt es sich um Grau-Blau-Töne oder reine Grautöne als Grundton. Das Ticking entsteht durch die Bänderung von Stahlblau und Grau. Bei dieser Farbe ist das Dilutionsgen aktiv, das eine Farbverdünnung bewirkt.

Die Felllänge

Die Abessinierkatze gehört zu den Kurzhaar-Katzenrassen mit einer sehr feinen und weichen Unterwolle. Das Fell ist trotz der Feinheit sehr dicht, was sich besonders am Halsbereich zeigt. Dort ist das einzelne Haar etwas länger. Von einer Mähne wie bei der Maine Coon, der Norwegischen Waldkatze oder anderen Rassen kann aber nicht die Rede sein.

In einzelnen Würfen tauchten im letzten Jahrhundert hier und da langhaarige Abessinier auf. Das rezessive Langhaargen war also noch nicht ganz aus der Zucht verschwunden. Diese Katzen wurden zur weiteren Zucht einer halblanghaarigen Variante namens Somali verwendet. Die Somali unterliegt denselben Zuchtstandards wie die Abessinier. 

Der Kopf

Der Kopf ist keilförmig mit sanften Konturen. Auffällig sind auf den ersten Blick die großen, vor allem am Ansatz breiten Ohren. Sie stehen weit auseinander und tragen in seltenen Fällen kleine, luchsartige Haarbüschel.

Die Augen

Die Farbe der Augen reicht von Grün über Gelb bis zu bernsteinfarben. Sie sind groß und mandelförmig. Typisch ist bei der Abessinierkatze die dunkle Augenumrandung.

Wie groß ist eine Abessinier?

Die Katze gehört zu den mittelgroßen Katzenrassen, mit einer Länge vom Kopf zum Rumpf (ohne Schwanz) von ungefähr 60 cm. Die Schulterhöhe liegt bei etwa 40 cm.

Wie schwer ist eine Abessinier?

Katzen wiegen zwischen 3 kg und 3,5 kg, Kater bringen zwischen 4 kg und 5 kg auf die Waage.

Abessinier-Kitten
He, was gibt es denn hier zu kichern? ©Seregraff/iStock

Charakter und Wesen der Abessinier

Abessinier sind bekannt für ein freundliches und verspieltes Wesen. Sie sind sehr sozial und passen sich ihrer Menschenfamilie schnell an. Auch ein Hund ist für diese Rasse kein Problem. Am liebsten ist ihr jedoch, zusammen mit anderen Katzen im selben Haushalt zu leben, da sie nur so ihr verspieltes Naturell ganz ausleben kann. Alleinsein ist für gesellige Katzenrassen wie diese eher schwer.

Eine Abessinierkatze versucht ständig, die volle Aufmerksamkeit zu bekommen und spielt sich in der Familie gern als Chef auf. Wenn sie mit anderen Katzen zusammenlebt, wird sie auch hier versuchen, ihre Dominanz und den Charakter durchzusetzen. Denke daran, wenn Du mehrere Katzen und Katzenrassen zusammenführst.

Am besten ist die Zusammenführung im Kindesalter, noch besser gelingt sie mit Kitten aus demselben Wurf. Deshalb ist es bei sozialen Katzenrassen besonders zu empfehlen, gleich zwei Geschwister aus demselben Wurf zu kaufen.

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Intelligent und neugierig

Durch die angeborene Neugier lässt sich die Abessinierkatze leicht für neue Aktivitäten und Spiele begeistern. Abwechslung ist ihr wichtig, deshalb solltest Du sie ihr auch bieten: Diese Katze mit dem ganz besonderen Charakter stumpft sonst schnell ab, was angesichts ihres Potenzials sehr schade wäre.

Du wirst staunen, wie intelligent sie ist: Sie lernt die erstaunlichsten Kunststücke schnell und kann mit etwas Geduld gut trainiert werden. Die Rasse eignet sich sogar für ein Agility-Training. 

Abessinier sind kräftig und agil, sie lieben die Bewegung. Ihre liebste Tätigkeit ist das Klettern, weshalb sie sich gern uneingeschränkt in der Wohnung bewegen.

Die Abessinierkatze ist zu anspruchsvoll, um als reines Kuschel- und Streicheltier abgefertigt zu werden. Deshalb wird sie Ein-Personen-Haushalten, Vollberufstätigen und Katzenanfängern eher nicht empfohlen. Nicht nur ihre psychische, auch ihre körperliche Gesundheit würde darunter leiden. 

Die richtige Haltung der Abessinier

Die Rasse ist kaum anspruchsvoll in der Haltung. Sie ist sehr anpassungsfähig, Du musst Dir also keine Sorgen machen, ob Deine neue Katze Deine Wohnung akzeptiert und sich wohlfühlt. Aufgrund ihres ausgeprägten Sozialverhaltens solltest Du Katzenrassen wie diese jedoch wie erwähnt nicht allein halten. Sie brauchen für eine gute psychische Gesundheit andere Menschen, andere Katzen oder auch einen Hund um sich.

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Als reine Wohnungskatze eignet sich diese Rasse nur bedingt, da sie ein sehr großes Bedürfnis nach Bewegung und vor allem nach Klettern hat. Wenn Du ihr mehrere große und anspruchsvolle Kratzbäume in der Wohnung bieten kannst, ist auch eine reine Haltung in der Wohnung akzeptabel.

Du wirst bald feststellen, dass kaum ein Schrank oder ein Regal vor ihr sicher ist. Plane also, wie Du Deine Sachen in Sicherheit bringst. Schütze außerdem die Gesundheit der Katze vor Gefahren wie heißen Herdplatten oder Öfen.

Besser ist natürlich ein Garten mit großen Bäumen oder ein mit einem Katzennetz gesicherter Balkon oder eine Terrasse, sodass die Katze viele Bewegungsmöglichkeiten hat. Alles, was Körper und Geist dieser Katze fördert, ist Teil einer idealen Haltung.

Abessinier Katzenrasse
Einfach mal ganz in Ruhe fläzen … Abessinier müsste man sein. ©Pliekhova/iStock

Welche Pflege braucht die Abessinier?

Die Pflege dieser Katze macht nicht viel Arbeit. Du brauchst ihr kurzes Fell nicht zu bürsten oder zu kämmen. Die Katze übernimmt die Pflege von Fell, Ohren und Pfoten selbst. Natürlich muss sie regelmäßig zum Tierarzt für Routineuntersuchungen und Impfungen.

Zur Pflege gehört auch die regelmäßige Entwurmung. Dies gilt für Wohnungskatzen genauso wie für Freigänger. Die Katzen danken es Dir mit einer langen, anhaltenden Gesundheit.

Welche typischen Krankheiten hat die Abessinier?

Eine gute Nachricht: Durch die große Bewegungsfreudigkeit sind Abessinier von Übergewicht so gut wie nicht betroffen und strotzen normalerweise vor Gesundheit. Setze dennoch auf eine gesunde, artgerechte und ausgewogene Ernährung.

Wie bei allen gezüchteten Rassen kommt es aber leider auch bei der Zucht dieser Katze manchmal zu Erbkrankheiten aufgrund von Inzucht. Eine davon ist die progressive Retina-Atrophie. Dies ist ein Netzhautschwund, der zur Erblindung führt. Man erkennt die ersten Anzeichen der Krankheit durch eine auffällige Nachtblindheit des Stubentigers.

Weitere genetisch bedingte Probleme sind eine im mittleren Alter auftretende Niereninsuffizienz, die mit der richtigen Ernährung und Pflege zumindest verlangsamt werden kann. 

Eine weitere Schwäche dieser Rasse, welche die Gesundheit der Katze beeinträchtigt, liegt in den Kniegelenken. Hier kommt es bei einigen Tieren zu starken Deformationen, die nicht zu korrigieren sind. 

Für Züchter dieser Katzen ist es wichtig, bei der Paarung auf die Kompatibilität des Blutes der Katzeneltern zu achten. Nur so ist die Gesundheit der Kitten in der Zucht wahrscheinlich. In manchen Fällen bildet der Körper der Mutter Antikörper gegen das Blut ihres Nachwuchses. Das schädigt die Gesundheit der Kitten gravierend und kann sogar zu ihrem Tod führen. Man spricht dann vom „Fading Kitten Syndrom“.

Wie alt wird eine Abessinier?

Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei zwölf bis 15 Jahren.

Abessinier im Rasseportrait
Die langen Beine sind typisch für diese Katzenrasse. ©Ingus Kruklitis/iStock

Was kostet eine Abessinier?

Die Katze ist frühreif und könnte schon mit einem halben Jahr gedeckt werden. Züchter warten aber lieber ab, weil das Ticking sich erst später ausprägt und sie nicht im Voraus wissen können, was das farbliche Ergebnis der Verpaarung sein wird. 

Abessinier-Mütter werfen meist nur zwei Kitten. Viele Züchter versuchen, diese gemeinsam abzugeben. Weil dies aufgrund des Charakters der Katze Sinn ergibt, könntest auch Du eine „zweifache“ Haltung dieser Rasse erwägen. (Zwei Kitten kosten zwar das Doppelte, machen aber auch die doppelte Freude).

Der Preis für ein seriös gezüchtetes Kitten liegt bei etwa 800 Euro. Die Wartezeit ist aufgrund der kleinen Würfe etwas länger als bei anderen Rassen.

Denke aber unbedingt auch darüber nach, Dich vielleicht einmal in einem Tierheim in Deiner Umgebung umzusehen. Oft hast Du auch hier die Möglichkeit, gleich zwei bereits sozialisierte Kätzchen, vielleicht sogar Geschwister, zur Haltung mit nach Hause zu nehmen. Vielleicht sind das keine Abessinier. Aber es warten so viele verlassene Tierseelen auf ein neues Zuhause, die ebenso freundlich, agil und lernfähig sind wie die Katzenrasse, die Du Dir ursprünglich vorgestellt hast.

Was macht die Abessinier so besonders?

Orientalische Katzen sind für ihr lautes Sprachorgan bekannt – man denke an den unverwechselbaren Schrei der Siamkatze. Die Abessinier hat allerdings wie die Orientalisch Kurzhaar eine sanfte und leise Stimme, die ganz besonders liebenswert ist. ♥


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