Beim Kupieren werden dem Hund die Ohren und oft auch der Schwanz abgeschnitten. Die Gesetze verbieten das eigentlich. Doch es gibt Schlupflöcher.
• Bei einigen Rassen kam bzw. kommt das besonders oft vor.
• Erlaubt ist diese Verstümmelung eigentlich nicht.
Kupieren: Was ist das?
Unter Kupieren versteht man bei Hunden das Kürzen der Ohren und/oder der Rute. Der Eingriff findet in einer Operation statt. Die Herkunft des Wortes liegt im Französischen: Das Verb „couper“ bedeutet auf Deutsch „schneiden“.
Was passiert beim Kupieren genau?
Kupieren der Ohren
Beim Kupieren der Ohren wird dem etwa acht bis zwölf Wochen alten Welpen eine Kupierschablone an die Ohren angelegt. Sie gibt die gewünschte Form vor. Alles, was übersteht, wird mit einem Skalpell abgeschnitten. Auch Nerven und Adern werden bei diesem Eingriff durchtrennt.
Was vom Ohr übrig ist, wird vernäht und in der Regel nach oben gebunden oder geklebt. Auch nach dem Ausheilen der Schnittwunden muss der Hund z. T. noch über Wochen mit hochgebundenen Ohren durch die Gegend laufen. So wird erreicht, dass der anfangs noch weiche Knorpel im Ohr so aushärtet, dass später Stehohren entstehen.
Vor allem bei diesen Rassen wurden (neben weiteren) über viele Jahre die Ohren kupiert und unnatürliche Stehohren erzeugt:
- Dobermann
- Pitbull
- Schnauzer
- Deutsche Dogge
- Staffordshire Terrier
- Pinscher
Kupieren der Rute
Das Kürzen der Rute ist leider ähnlich martialisch. Oft wird der Schwanz der Tiere schon gekürzt, wenn die Hunde gerade einmal ein paar Tage alt sind. Die Haut wird dabei rund um die Rute eingeschnitten. Anschließend werden alle unerwünschten Wirbel vom Schwanz abgetrennt. Die Haut wird in der Regel, aber nicht immer über den verbliebenen Wirbeln vernäht. Wird sie nicht vernäht, soll sie von selbst verheilen.
Noch grausamer ist das Abbinden der Rute. Hierbei wird der Schwanz des Hundes an der Stelle so eng abgebunden, an der die unerwünschten Wirbel beginnen. So wird die Blutzufuhr unterbrochen und ein Teil des Schwanzes fällt schließlich ab.
Typische Rassen, bei denen die Rute kupiert wurde oder nach wie vor wird, sind u. a. diese:
- Boxer
- Dobermann
- Rottweiler
- Schnauzer
- Pinscher
Warum kupieren Menschen ihre Hunde?
Für das Kupieren von Hunden wurden bzw. werden verschiedene Gründe angeführt. Einige davon sind diese:
- Erfüllen der Rassestandards
In der Vergangenheit haben viele Hundehalter und Hundehalterinnen ihre Tiere kupiert, um den vorgegebenen Rassestandards z. B. von der FCI (Fédération Cynologique Internationale), also dem Welthundeverband, zu entsprechen und dort als korrekte Rassevertreter anerkannt zu werden. Glücklicherweise hat die FCI 2010 festgelegt, dass ein Rassestandard nicht mehr vorgeben darf, dass ein Tier operativ verstümmelt wird. - Verringern von Verletzungen
Vor allem bei kurzhaarigen Rassen wird dieses Argument angeführt. Sie könnten sich verletzen, wenn sie mit der Rute irgendwo heftig anschlagen, weil das kurze Fell den Aufschlag nicht genügend dämpft. Im englischsprachigen Raum spricht man auch vom „Happy Tail Syndrome“, also vom „Glücklicher-Schwanz-Syndrom“. Ob ein vollkommen fehlender Schwanz die bessere Alternative für die Tiere ist, ist fraglich. - Erhöhen der Beweglichkeit bei der Jagd
Halter und Halterinnen von jagdlich geführten Hunden gehen davon aus, dass Tiere mit kupierter Rute in der Natur beweglicher sind und sie so besser bei der Jagd unterstützen können. Dieses Argument ist auch der Grund dafür, warum es in Deutschland nach wie vor erlaubt ist, die Ruten solcher Hunde zu kupieren. (Mehr zu den rechtlichen Fragen liest Du weiter unten.) - Vortäuschen von Gefährlichkeit
Nicht zuletzt gibt es auch einige Menschen, die ihre Hunde kupieren lassen, damit diese nicht mit fröhlichen Ruten und niedlichen Schlappohren durch die Welt wuseln. Stattdessen schneiden sie den Hunden Teile des Körpers ab, damit die Tiere gefährlich wirken und bei anderen Menschen für Respekt oder sogar Angst sorgen. Von allen Gründen ist dieser mit Abstand der fragwürdigste.
Seit wann passiert das?
Es heißt, dass die Ruten von Hunden schon in der römischen Antike abgeschnitten wurden. Damals soll man noch davon ausgegangen sein, dass Hunde mit verkürztem Schwanz vor Tollwut geschützt sind. Denn schließlich wurden beim Abtrennen der Rute Dinge entdeckt, die man für Würmer hielt (es waren die Sehnen). Und da man damals noch glaubte, Tollwut würde von Würmern ausgelöst, kam es zu dem fatalen Brauch, den Hunden ihre Schwänze abzuschneiden oder abzubinden.
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Was bedeutet das Kupieren für die Hunde?
Für Hunde ist das Kupieren der Ohren und/oder der Rute immer ein traumatisches Erlebnis. Auch wenn die Eingriffe heute in der Regel unter Narkose stattfinden, hat der Hund in den Tagen oder sogar Wochen nach dem Eingriff definitiv Schmerzen.
Aus der Amputation können außerdem medizinische Probleme entstehen, die ohne den Eingriff nicht vorhanden wären: Die Wunden könnten sich entzünden und für Komplikationen sowie weitere Schmerzen sorgen.
Ohren und Rute sind außerdem wichtige Kommunikationsmittel bei Hunden. Um mit ihren Artgenossen normal umgehen zu können, brauchen sie die Ohren und den Schwanz genauso wie alle anderen Körperteile. Und auch beim Kommunizieren mit uns Menschen sind kupierte Hunde stark eingeschränkt. Gar nicht so selten sieht man Hunde mit gekürzter Rute, die den ganzen Hintern wild hin und her werfen, weil ihnen durch den fehlenden Schwanz die Möglichkeit zum Wedeln genommen wurde. Wedeln sie nur mit dem verbliebenen Stummel, wird dies oft von Mensch und Tier nicht wahrgenommen, sodass sich die Tiere mit dem übertriebenen Popowackeln behelfen. Das mag niedlich aussehen, ist jedoch alles andere als lustig.
Lies dazu auch: Darum wedeln Hunde wirklich mit dem Schwanz
Ist Kupieren verboten?
Kupieren ist nicht grundsätzlich illegal. Ob dem Hund Ohren und Rute abgeschnitten werden dürfen oder ob dies verboten ist, hängt vom Land ab. Einen kupierten Hund zu halten, ist jedoch grundsätzlich erlaubt.
Rechtslage in Deutschland
In Deutschland ist es grundsätzlich verboten, Tieren Körperteile zu amputieren. So steht es im § 6 des Tierschutzgesetzes. Dort heißt es:
1. der Eingriff im Einzelfall
a) nach tierärztlicher Indikation geboten ist oder
b) bei jagdlich zu führenden Hunden für die vorgesehene Nutzung des Tieres unerlässlich ist und tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen. […]“
Jagdlich geführte Hunde dürfen also laut Tierschutzgesetz nach wie vor kupiert werden. Wie oben beschrieben, sollen dadurch Verletzungen des Hundes vermieden werden. Außerdem gilt die oben schon erwähnte Annahme, dass kupierte Hunde wendiger seien. Beides kann man anzweifeln.
Im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) gilt ein Ausstellungsverbot für kupierte Hunde aus dem In- oder Ausland, wenn diese nicht jagdlich verwendet werden. Dies ist in der Ausstellungsordnung festgehalten (Download der Ausstellungsordnung, PDF).
Rechtslage in Österreich
Auch in Österreich ist das Kupieren nicht erlaubt. Im § 7, Absatz 1 des Tierschutzgesetzes steht:
1. Eingriffe zur Veränderung des phänotypischen Erscheinungsbildes eines Tieres,
2. das Kupieren des Schwanzes,
3. das Kupieren der Ohren […]“
In § 8, Absatz 3 heißt es außerdem:
In Österreich dürfen kupierte Hunde laut Tierschutzgesetz somit nicht ausgestellt, ins Land eingeführt, gekauft, vermittelt oder weitergegeben werden, wenn sie nach dem 1. Januar 2008 geboren wurden.
Rechtslage in der Schweiz
In der Schweiz ist das Kupieren der Ohren und Rute ebenfalls verboten. So ist es im Artikel 22 der Schweizer Tierschutzverordnung festgehalten.
a. das Coupieren der Rute und der Ohren sowie operative Eingriffe zur Erzeugung von Kippohren;
b. die Einfuhr von Hunden mit coupierten Ohren oder Ruten;
[…]
e. das Anpreisen, Verkaufen, Verschenken oder Ausstellen von Hunden mit coupierten Ohren oder Ruten, sofern diese den Eingriff unter Verletzung der schweizerischen Tierschutzbestimmungen erlitten haben.
2. Hunde mit coupierten Ohren oder Ruten dürfen von ausländischen Halterinnen und Haltern für Ferien oder andere Kurzaufenthalte vorübergehend in die Schweiz verbracht sowie als Übersiedlungsgut eingeführt werden. Solche Hunde dürfen in der Schweiz nicht angepriesen, verkauft, verschenkt oder an Ausstellungen gezeigt werden. […]“
Kupierte Hunde dürfen somit auch in der Schweiz nicht ins Land gebracht, ausgestellt, verkauft, verschenkt oder angepriesen werden.
Welche Ausnahmen gibt es vom Kupier-Verbot?
Grundsätzlich ist das Kupieren nicht erlaubt. Wie oben schon erwähnt, gibt es jedoch Ausnahmen. Die vielleicht bekannteste darunter ist in Deutschland die jagdliche Nutzung eines Hundes. Wird der Hund somit vom Halter oder der Halterin jagdlich geführt, ist das Kupieren legal.
Eine weitere Ausnahme sind medizinische Fälle. Ist es aus gesundheitlichen Gründen notwendig, dem Hund beispielsweise einen Teil seiner Rute abzunehmen, ist auch dies somit statthaft.
Eine Ausnahme bei der Einfuhr gibt es in Österreich für in Tierheimen untergebrachte Vierbeiner, die vermittelt werden sollen. Diese dürfen kupiert sein.
Darf man kupierte Hunde kaufen und halten?
Grundsätzlich ist es nicht illegal, kupierte Hunde zu halten. Dies gilt sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz. Allerdings ist in Österreich und der Schweiz die Einfuhr untersagt und auch der Kauf bzw. Verkauf verboten. Abgesehen von „Bestandshunden“ und solchen, die nur zum Urlaub ins Land reisen, trifft man dort also grundsätzlich keine kupierten Hunde.
Jedoch gilt in der Schweiz: Besitzt jemand einen kupierten Hund und zieht aus dem Ausland in das Alpenland, darf er oder sie den Hund mitnehmen. In Österreich ist das nicht möglich.
Darf man Hunde im Ausland kupieren lassen?
Da in Österreich und der Schweiz die Einfuhr von kupierten Hunden untersagt ist, ist es dort nicht möglich, seinen Hund zum Kupieren ins Ausland zu bringen und dann wieder mit ihm zurückzureisen. Lässt man den Eingriff im Ausland vornehmen, darf der Hund nicht wieder ins Land gebracht werden.
In Deutschland ist das anders: Hier ist es möglich, den Hund zur Amputation in ein anderes Land zu bringen und dann kupiert wieder nach Hause zurückzufahren.
Wir wünschen Dir und Deinem Hund alles Liebe! ♥
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Mehr InformationenIch bin Tom Munch, freier Autor und Herrchen von „Finchen“, einer kleinen Dackel-Labrador-Mix-Hündin (so vermute ich) aus dem Tierschutz. Für AusLiebezumHaustier.de schreibe ich hauptsächlich über die Nassnasen und Schwänzchenwedler dieser Welt. ♥
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